Homo-Ehe als Frust-Ventil
Für Frankreichkenner wird die Homo-Ehe eher als Geisel genommen, nach dem Motto: Es läuft eh alles schief, aber hier ist jetzt Schluss!
Frankreich ist eine sehr tolerante Gesellschaft und nicht homophober als andere Länder, betont Isabelle Bourgeois von der französischen Denkfabrik CIRAC in Paris im Gespräch mit BILD.de.
Die Debatte diene auch als Ventil für Unmut aller Art. Gewaltbereite Jugendliche würden die Anwesenheit von TV-Kameras bei Demonstrationen gegen die Homo-Ehe auch als willkommene Gelegenheit zum Frustabbau nutzen. Allerdings: Viele Franzosen verbänden damit auch einen Angriff auf den letzten Wert, dem sie noch vertrauten: Der Familie.
Die Verwirrung und Verzweiflung der Bürger ist hoch, weil sie der Politik nicht mehr vertrauen, erklärt Bourgeois.
Die Homo-Ehe sei die erste Möglichkeit für die Rechte, um gegen Hollande und seine linke Regierung zu demonstrieren, erklärt der Politikwissenschaftler Jean-Yves Camus.
Die schlechte wirtschaftliche und soziale Lage macht es möglich, den Protest auszuweiten. Eine große Demonstration, zu der Hunderttausende Menschen kommen werden, um 'Nein' zur Politik der Regierung zu sagen, prognostizierte UMP-Chef Jean-François Copé nun für die Demo am 26. Mai.