Worum geht's?
Die Jungs und Mädchen einer Berliner Clique verlieren sich im Kriegsjahr 1941 aus den Augen. Jeder wird auf andere Art schuldig: Literaturfreund Friedhelm verwandelt sich in den Sümpfen Russlands in eine Tötungsmaschine. Krankenschwester Charlotte verrät im Feldlazarett eine Jüdin an die SS. Wilhelm richtet per Genickschuss einen russischen Kriegsgefangenen hin. Und Gelegenheitssängerin Greta geht eine Affäre mit einem Gestapo-Grobian ein. Um ihren jüdischen Freund zu retten. Um ihre Karriere im NS-Unterhaltungsapparat voranzutreiben.
Der Unterschied zu anderen TV-Kriegsfilmen?
Wie in "Unsere Mütter, unsere Väter" fünf Lebensläufe nebeneinander gesetzt werden und in ihrer ganzen Ambivalenz ausgeleuchtet werden, hat man im deutschen Fernsehen so noch nicht gesehen. Gerade der erste Teil erzählt nach Vorbild von US-Serien in schneller Taktung von einem Nebeneinander von Freundschaft, Verrat und Verbrechen.
Wer spielt mit?
Aufs Ferres-Ferch-Furtwängler-Aufgebot, das bei solchen Eventmovies üblich ist, wurde mutigerweise verzichtet. Echte Typen spielen echte Figuren. Volker Bruch, Katharina Schüttler, Ludwig Trepte und Miriam Stein gehören zu den Besten der Generation um die 30. Tom Schilling ("Oh Boy") als Wehrmachtssoldat, der vom Freund des Wortes zum Freund der Waffe wird, erinnert in seinem feinnervig fatalistischen Spiel gar an Christopher Walken in "Die durch die Hölle gehen". Großes Schauspielerkino!
Wer steht hinter dem Projekt?
Initiator ist der Produzent Nico Hofmann von der Firma Teamworx, der sich von der Geschichte seiner Eltern inspirieren und von Steven Spielbergs Weltkriegs-Epos "Band of Brothers" anspornen ließ. Zehn Jahre dauerte die Entwicklung, 14 Millionen Euro kostete die Umsetzung. Zur Seite standen Hofmann Autor Stefan Kolditz und ZDF-Redakteurin Heike Hempel, die etliche Konzepte des Mammutprojekts durchspielten. Im Gegensatz zu anderen Teamworx-Eventmovies wie "Die Flucht" oder "Dresden" gelingt es in "Unsere Mütter, unsere Väter", ganz nah an die jungen Charaktere zu gehen - und gerade aus dieser Empathie heraus ihr Schuldigwerden nachzuzeichnen.
Warum soll ich mir 270 Minuten Kriegsgräuel antun?
Weil man im deutschen Film noch nie so unmittelbar in den Nationalsozialismus eingestiegen ist. Wie wurden Mama und Papa, Oma und Opa Teil eines verbrecherischen Systems? Und waren sie Verblendete, Verzweifelte oder schlicht Verzweifelte? Ein TV-Ereignis, dass schmerzhafte Fragen unausweichlich macht.
http://www.spiegel.de/kultur/tv/unsere-muetter-unsere-vaeter-im-schnellcheck-a-889183.html