Wir sind Weltmeister. Neuer ist Weltmeister. Schweinsteiger, der Aufopferungsvolle, ist Weltmeister. Meine Nachbarn, die lauthals "We are the Champions" von Queen aus dem Fenster grölen, der Typ aus dem Pub, der später auf die Straße vor meiner Wohnung kotzt, die Kanzlerin, der Bundespräsident und Franz Josef Wagner - alle Weltmeister.
Nur ich, und damit offenbar einer von wenigen, kann mich nicht so recht über meinen Titel freuen. Während um mich Autokorsos durch die Straßen tröten, Feuerwerk den Himmel erleuchtet und sich Israel für den Einmarsch in den Gazastreifen rüstet, liege ich in meinem Bett und denke vor allem an den Schlaf, der mir fehlen wird.
Gute vier Wochen Weltmeisterschaft sind vorbei. Vier Wochen in denen Hightech Torerkennungssysteme, Debatten über die richtige Spielaufstellung und umstrittene Schiedsrichterentscheidungen die Titelseiten dominierten. Vier Wochen Technik, Taktik, Tralala.
Es ging zwar auch ein bisschen um Politik, um Demonstrationen und Schützenpanzer in Favelas, aber am Ende ist alles doch nur ein Spiel. Und Hauptsache wir sind Meister. Wir, die Einheitsidentität Fußballdeutschland. Und das sind wir ja jetzt auch. Applaus dafür.