Ich hab keine Glotze mehr. Drehen die im deutschen Fernsehen auch so auf wie das gesamte Internet wegen des Ablebens von Steve Jobs?
Der heutige Tag hat sich für mich angefühlt, als wäre ich auf einem fremden Planeten gelandet. Ich will niemandem sein Recht auf Trauer absprechen. Ich selber kann aber nicht mitempfinden. Ich fühle mich deswegen durchgehend fehl am Platz, wenn Leute wie Gary Whitta ihr Herz ausschütten oder die Moderatoren auf twit.tv in Tränen ausbrechen.
Und ich bin einer von den durchgedrehten Techies. Mein Schreibtisch ist vollgestopft mit Apple-Hardware, ich programmiere auf den Dingern; seit meinem siebten Lebensjahr bin ich allem Anschein nach Nutznießer der Errungenschaften von Steve. Zwar fand mein Einstieg auf Atari STs statt, aber wie ich nach eingehender Recherche lernen durfte, sind die herausragenden Eigenschaften im Benutzerschnittstellenbereich auf die Pionierarbeit der ersten Apple-Computer zurückzuführen, weil sie ohne diese nicht im kommerziellen Rahmen in Betracht gezogen worden wären. Das verlangt mir natürlich hohen Respekt vor dem Marionettenspieler hinter diesem Kunststück ab.
Das will ich auch nicht verneinen. Das bedeutet aber nicht für mich, dass mir das Herz schwer wird, weil der Mann gestorben ist. Ich kenne ihn doch nicht einmal.
Manchmal hab ich das Gefühl, dass bei medial hervorgehobenen Geschehnissen zwischen meiner Gemütsamkeit und der der Allgemeinheit ein so großer Unterschied besteht, dass man durchaus sagen kann, ich sei in dieser Hinsicht abnorm. Denn wie sich wiederholt gezeigt hat, bekommt die überwiegende Mehrheit feuchte Augen, wenn Leute sterben, die im Zentrum des öffentlichen Interesses stehen. Ich habe das einfach als chronologischen Vorfall so hingenommen, ohne eine emotionale Komponente jenseits der offensichtlichen Tragödie im Kreis der Bekannten und der Familie zu entdecken.
Das gilt für alle Personen, die mir sehr viel bedeutet haben, mir jedoch persönlich nicht weiter bekannt waren. Um einige Namen zu nennen Vicco von Bülow, Benoit Mandelbrot, Michael Jackson. Ich bin weiterhin sehr angetan vom Lebenswerk dieser drei. Ihr Tod hat mich jedoch nicht in Trauer gestürzt. Nicht das kleinste bisschen.
Schlimmer ist, dass ich ungewollt den Eindruck bekomme, die Trauer sei aufgesetzt. Das ist natürlich voreingenommen von mir, denn schließlich kann ich keinesfalls wissen, wie jeder Trauernde zum Tod dieser oder jener berühmten Persönlichkeit steht. Ich glaube, dass diese Disposition auf eine Emotionslosigkeit schließen lässt, die mich ein Stück weit unnahbar und leider auch unsympathisch macht.
Auf der anderen Seite kennt meine Trauer um Todesfälle im Bekannten- und Familienkreis keine Grenzen. Ich ziehe es vor, allein zu trauern, weil ich mich unwohl fühle, wenn ich mir eine derartige Blöße gebe. Aber Todesfälle in meinem Umfeld zerbrechen mich üblicherweise über lange Zeiträume, und es fällt mir dann schwer, wieder Normalität einkehren zu lassen. Ganz so, wie man es erwarten würde. Dass dieser hohe Grad an Empathie, der sich in solchen öffentlichen Todesfällen in der Welt offenbart, sich nicht an mir zeigt, verwirrt mich gerade deswegen umso mehr.
Fuckin decode THAT wall of text, non-native speakers! <3