Seit Beginn der Saison 2015/16 ist ein Trend zu beobachten, demnach bei Derbys weniger oder gar keine Gästefans zugelassen und Eintrittskarten nur personalisiert verkauft werden, teilweise in Verbindung mit einer verpflichtenden Stadionanreise. Die Derbys zwischen Preußen Münster und dem VfL Osnabrück finden in dieser Saison komplett ohne Gästefans statt, so entschieden es beide Vereine gemeinsam mit Vertretern von DFB und Polizei. Beim vergangenen Revierderby forderte die Polizei eine Halbierung des Gästekontingents. Letztlich bekamen die Schalke 04-Fans ca. 8% der Eintrittskarten, waren aber nicht frei in ihrer Wahl der Stadionanreise und boykottierten das Derby deshalb weitgehend. Auch für unser Derby in Mönchengladbach ordnete der DFB eine Halbierung des Gästekontingents mitsamt personalisierter Ticketausgabe an. Beim kommenden Auswärtsspiel der Frankfurter Eintracht in Darmstadt sind gar keine Gästefans zugelassen. Das jüngste Beispiel kommt aus Magdeburg: Auf Anweisung der Polizei Sachsen-Anhalt sollten für die Partie 1. FC Magdeburg Hansa Rostock zunächst keine Gästefans zugelassen werden und das, obwohl Hansa seit nunmehr 25 Jahren nicht mehr in Magdeburg zu Gast war. Inzwischen heißt es, Hansa solle 700 personalisierte Tickets erhalten. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten. Dieser Trend wird sich fortsetzen und langfristig das Stadionerlebnis von allen Fußballfans massiv einschränken. Und wer jetzt den Finger hebt und meint: Aber der Platzsturm letztes Jahr
Ja, natürlich gibt es da einen Zusammenhang, das bestreiten wir nicht. Dennoch scheint die Einschränkung der Rechte von Gästefans zum Allheilmittel von sogenannten Sicherheitsexperten im Umgang mit Fußballfans zu werden. Und dass die gleichen Maßnahmen teilweise vollkommen losgelöst von Ereignissen verhängt werden, belegen mehrere Beispiele: Die Forderung der Polizei nach einer Reduzierung des Gästekontingents auf 4.000 beim Revierderby wurde ausgesprochen, nachdem mehrere Derbys verhältnismäßig friedlich vonstatten gingen. An anderer Stelle forderte die Dortmunder Polizei für die als Risikospiel eingestufte Europapokal-Begegnung gegen PAOK Saloniki eine Halbierung des Gästekontingents, obwohl das volle Kontingent durch die europäische 5%-Regel und die geringere Stadionkapazität durch den Wegfall der Stehplätze ohnehin nur bei ca. 3.300 Karten lag. Vor unserem letzten Derby in Leverkusen forderte die Polizei ebenso eine Reduzierung des Gästekontingents, obwohl es seit vielen Jahren nicht mehr zu nennenswerten Ausschreitungen beim Derby in Leverkusen gekommen ist. Und schließlich gab es auf der Innenminister-Konferenz im Dezember 2015 sogar den Vorstoß, die Möglichkeit einer Reduzierung des Gästekontingents auch auf Nicht-Risiko-Spiele auszuweiten, um die Einsatzkräfte der Polizei zu entlasten. Gästefans werden also selbst bei Spielen ohne Risiko lediglich als Sicherheitsrisiko wahrgenommen. Diese Beispiele zeigen, wie ernst die Lage ist. Interessenvertreter aus Politik und Polizei werden weiter versuchen, unsere Rechte als Fußballfans einzuschränken. Und wenn wir uns nicht gemeinsam dagegen wehren, dann wird ihnen das auch gelingen. Genau deshalb stehen weite Teile der Kölner Fanszene am 20. Februar 2016 nicht im Mönchengladbacher Gästeblock, sondern demonstrieren außerhalb der Stadiontore für ihre Rechte als Fußballfans, um ihren Verein auch noch in einigen Jahren in jedem Gästeblock der Republik lautstark unterstützen zu können. Wir halten es im Übrigen für richtig und wichtig, vor Ort in Mönchengladbach zu demonstrieren, damit das Konzept des reduzierten Gästekontingents nicht aufgeht.
[
Weiter lesen]