Ich habe generell die Grundhaltung, dass Kultur kein statisches Heiligtum ist, das verteidigt und eingefroren werden muss. Kulturelle Entwicklungen standen schon immer in gegenseitigem Wettbewerb, haben aufeinander aufgebaut, und sich ständig weiterentwickelt. Auch global. Wir entscheiden selbst, welche Kulturgüter wir goutieren und welche nicht. Wenn Deutschland beispielsweise Amerikanische Unterhaltungskultur importiert, dann ist das absolut ok. Solche Vorgänge gab es schon immer und wird es auch immer geben. In der Summe ist kultureller Fortschritt schon immer so entstanden. Gerade in Zeiten der Globalisierung und Digitalisierung bringt uns das weltweit alle stärker zusammen. Die Annahme, dass es überhaupt eine traditionelle "identitätsstiftende Kultur" gebe, die schon immer genauso da gewesen ist und geschützt werden müsse, halte ich für eine Illusion. Wir müssen beispielsweise nur auf das Deutschland vor 50 Jahren schauen um zu sehen, wie sehr wir uns kulturell geändert haben und wieviele dieser Änderungen wir auch sehr gut finden.
Ich finde darum alle Versuche, eine lokale "identitätsstiftende Kultur" künstlich und per Verordnung zu erhalten, fragwürdig.